Hospiz- und Palliativversorgung für von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen
Menschen ohne eigenen Wohnraum werden häufig ausgegrenzt, stigmatisiert und diskriminiert. Oft erhalten sie aufgrund mannigfaltiger Ursachen nicht die nötige medizinische und pflegerische Versorgung. Diese Situation spitzt sich besonders dann zu, wenn Betroffene lebensbegrenzend erkrankt sind. Aufgrund der überdurchschnittlich häufig auftretenden seelischen, psychischen und körperlichen Erkrankungen in Folge der besonderen Lebensverhältnisse von Menschen ohne eigenen Wohnraum, besteht oftmals ein intensiverer Betreuungsbedarf. Die Sterblichkeit dieser Zielgruppe ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sehr stark erhöht.
Die Nationale Strategie zur Umsetzung der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen rückte die Handlungserfordernisse in diesem speziellen Versorgungsbereich explizit in den Fokus. Im Rahmen des Berliner Umsetzungsprozesses werden von den Mitgliedern des Runden Tisches Hospiz- und Palliativversorgung Berlin verschiedene Ansätze dazu verfolgt. Infolge fanden auch einige Maßnahmen Eingang in die 2019 vom Berliner Senat beschlossenen „Leitlinien der Wohnungsnotfallhilfe und Wohnungslosenpolitik“.
Bisher gibt es relativ wenige Kooperationen und Projekte zwischen der Wohnungsnotfallhilfe und Hospiz- und Palliativdiensten. Bestehende Projekte zeigen jedoch, dass eine solche Zusammenarbeit gewinnbringend für alle Seiten gestaltet werden kann.
Bereits 2017 haben die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe und der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband eine Handreichung „Hospiz und Wohnungslosigkeit“ zur Kooperation zwischen Diensten und Einrichtungen der Hospiz- und Palliativarbeit sowie Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe herausgegeben. Darin werden beispielsweise gemeinsame Fortbildungen für Mitarbeitende der Wohnungsnotfallhilfe und der Hospiz- und Palliativversorgung empfohlen. Davon ausgehend hatte die für Hospiz zuständige Berliner Senatsverwaltung 2020 ein Schulungskonzept zur Begleitung wohnungsloser Menschen am Lebensende, die vornehmlich in Not- und Gemeinschaftsunterkünften (sogenannte ASOG-Einrichtungen) leben, sowie 2021 die Schulung der Referentinnen beauftragt.
Das Schulungskonzept kann bundesweit genutzt und angefordert werden bei Dr. Christina Fuhrmann von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege.
Koordinierungsstelle zur Versorgung Wohnungsloser mit lebensbegrenzender Erkrankung in Berlin (KoWohl)
In den letzten Jahren hat sich weiter gezeigt, dass eine reibungslose Hand-in-Hand Versorgung von lebensbegrenzend erkrankten Menschen ohne eigenen Wohnraum nur in enger Abstimmung mit allen Akteuren aus der Wohnungsnotfallhilfe sowie der Palliativ- und Hospizarbeit zu bewältigen ist. Um diese Lücke zu füllen und alle relevanten Aktivitäten und Akteure in diesem Feld zu einem fachspezifischen gesamtstädtischen Netzwerk zusammenführen, wurde die Koordinierungsstelle zur Versorgung Wohnungsloser mit lebensbegrenzender Erkrankung in Berlin (KoWohl) ins Leben gerufen.
Die KoWohl gründete sich zum 1. Januar 2023.
Sie ist ein Kooperationsprojekt des Vereins für Berliner Stadtmission und der Johannesstift Diakonie gAG und wird durch die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege gefördert und unterstützt.
Ziel ist eine Hand-in-Hand-Versorgung zwischen den Akteuren der Hospiz- und Palliativarbeit sowie der Wohnungsnotfallhilfe, die eine schwellenlose Versorgungskette sicherstellt.
Zentrale Vorhaben der KoWohl sind:
- Vernetzungsarbeit
- Bildungsarbeit
- Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit
- Aufarbeitung von strukturellen Versorgungsengpässen
Informationen zur Umsetzung dieser Vorhaben sowie Aktuelles, Kontaktdaten, häufig gestellte Fragen und Begriffsklärungen u. v. m. finden Sie auf der Website zur KoWohl. Diese wird im Projektverlauf weiter ausgebaut – unter anderem mit Fachinformationen, Handlungsleitfäden sowie einer Übersicht zu Netzwerkpartnern im hiesigen Handlungsfeld.
AG KoWohl
Um strukturelle Weiterentwicklungen voranzutreiben, die für die Zielgruppe eine spürbare Verbesserung der Versorgung bewirkt, hat die KoWohl im Frühjahr 2023 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen – die AG KoWohl. Rund 40 Personen aus unterschiedlichen Professionen und Einrichtungen wirken hier mit. In der AG steht die fachlich-inhaltliche Arbeit im Zentrum.
Mehr Informationen
- zum Auftakttreffen der AG KoWohl am 30.03.2023
- zum Fachtag Hospiz- und Palliativversorgung für Menschen ohne eigenen Wohnraum am 26.06.2023
- zum Multiprofessionellen Kurs Hospiz- und Palliativversorgung für Menschen ohne eigenen Wohnraum der Johannesstift Diakonie gAG in Kooperation mit der Berliner Stadtmission, 2024
- zur Schulung zur Begleitung wohnungsloser Menschen am Lebensende durch Mitarbeitende in der Hospiz- und Palliativarbeit sowie in der Wohnungslosehilfe, 2024
Weitere Dokumente zum Handlungsfeld "Hospiz- und Palliativversorgung für von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen" befinden sich in der "Guten Praxis Datenbank".